Aus der inneren Quelle Kraft schöpfen
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Anselm Grün OSB – Benediktinerpater, Autor, geistlicher Berater

Aus der inneren Quelle Kraft schöpfen


Der spirituelle Weg führt uns in den inneren Raum der Stille, in dem die Quelle des göttlichen Geistes in uns sprudelt. Dort kommen wir in Berührung mit der Kreativität und Intuition, die sich aus einer anderen Quelle speisen als der Informationsquelle.


Unser wirtschaftliches Handeln wird immer mehr von Angst geprägt. Bankberater müssen für jedes Beratungsgespräch ein Protokoll erstellen, das dem Kunden zugeschickt und von ihm unterschrieben werden soll.


Ärzte brauchen 40% ihrer Energie, um ihr Tun zu protokollieren. Das ständige Protokollieren ist von Angst geprägt. Wir wollen beweisen, dass wir alles richtig machen. Wir wollen uns absichern gegen etwaige gerichtliche Forderungen. Doch mit diesem Absichern wird unendlich viel Energie verschwendet.


Das Gegenteil von Angst ist Vertrauen. Mit Angst kann ich die Menschen nicht motivieren. Angst lässt erstarren. Wenn ich Vertrauen habe bei meinen Entscheidungen, wenn ich in meine Mitarbeiter Vertrauen setze, dann werde ich wesentlich fruchtbarer und effektiver arbeiten. Doch wo soll ich das Vertrauen hernehmen? Die Grundlage des Vertrauens ist der Glaube. Ob meine Entscheidungen Segen bringen oder nicht, hängt nicht allein von meinen Überlegungen ab. Denn ich kann alle Eventualitäten berücksichtigen, die mir bekannt sind. Und es kann doch ganz anders kommen.


Da ist der Glaube wichtig, von Gott getragen zu sein. Der Glaube vertraut darauf, dass das, was ich in die Hand nehme, gesegnet ist und Segen bringt. Das entlastet uns auch in unserem wirtschaftlichen Handeln. Paul Celan, der jüdische Dichter, sagt einmal: Es gibt keinen Glauben ohne Sprache und keine Sprache ohne Glauben. Ob ich an den Menschen glaube und ob ich in meinem Handeln vom Glauben an Gott getragen bin, das zeigt sich in meiner Sprache.


In vielen Firmen wird eine kalte und menschenverachtende und aggressive Sprache gesprochen. Mit der Sprache bauen wir ein Haus. Das Haus, das viele Manager mit ihrer Sprache bauen, ist ein kaltes Haus, in dem sich niemand wohl fühlt, in dem die Menschen sich voreinander verschließen, um an der Kälte des andern nicht zu erfrieren. Die Sprache des Glaubens ist eine wärmende Sprache, die Energie weckt bei den Menschen.


Viele, die Entscheidungen treffen müssen, fühlen sich überfordert, ausgebrannt, burn-out. Sie spüren, dass sie in einer globalisierten Welt nicht alle Informationen zur Verfügung haben, um die Auswirkungen ihrer Entscheidungen sicher vorhersagen zu können. In dieser Situation der Unübersichtlichkeit und der Überforderung ist es wichtig, nach innen zu gehen. Der spirituelle Weg führt uns in den inneren Raum der Stille, in dem die Quelle des göttlichen Geistes in uns sprudelt.
In diesen inneren Raum der Stille haben die Probleme der Firma keinen Zutritt. Dort kommen wir in Berührung mit der Kreativität und Intuition, die sich aus einer anderen Quelle speisen als der Informationsquelle. Es ist die Quelle des Heiligen Geistes. Wenn wir aus dieser Quelle schöpfen, werden wir nicht so leicht erschöpft. Und wir werden kreativ und innovativ auf die Herausforderungen unserer Zeit antworten. Die Quelle erfrischt.


Wir brauchen erfrischende Ideen, die aus dieser inneren Quelle hervorsprudeln. Um diese Welt in guter Weise bewegen zu können, brauche ich einen Ort, über den die Welt keine Macht hat. Das ist dieser heilige Raum der Stille. Heilig ist für die Griechen das, was der Welt entzogen ist, was die Welt nicht bestimmen und beherrschen kann. In diesem inneren Raum kommen wir selbst zur Stille. Und wir kommen in Berührung mit der eigenen Intuition, aus der heraus wir Entscheidungen treffen können, die zum Segen für uns und für die Menschen werden.


www.anselmgruen.de

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