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Nachhaltiger Vertrieb - Trend mit kartellrechtlichen Tücken

Nachhaltigkeit ist im Premiumsegment kein Nice-to-have mehr, sondern ein entscheidender Marktfaktor. Kunden:innen fordern Transparenz, faire Produktionsbedingungen und langlebige Produkte. Viele Luxusmarken reagieren mit nachhaltigen Kollektionen, Re-Commerce-Initiativen und Umweltzertifizierungen. Auf Unternehmensebene entstehen Brancheninitiativen, die Standards definieren, Lieferketten überprüfen oder „grüne Kriterien“ für Partner formulieren. Alles gut? Nicht ganz - denn das Kartellrecht setzt klare Grenzen.


Kooperationen zwischen Herstellern sind erlaubt - solange sie den Wettbewerb nicht spürbar einschränken. Werden jedoch durch abgestimmte Kriterien bestimmte Anbieter vom Markt ausgeschlossen (z.B. „nur CO₂-neutrale Händler dürfen teilnehmen“), entsteht schnell ein kartellrechtlich relevanter Ausschlussmechanismus. Auch Preisabsprachen oder abgestimmte Verkaufsbedingungen im Rahmen nachhaltiger Kooperationen bleiben verboten - selbst wenn das Ziel „hehrer“ Natur ist.


Ein weiteres Beispiel ist der Bereich Re-Commerce: Viele Marken gründen eigene Second-Hand-Plattformen oder kooperieren mit spezialisierten Anbietern. Wird der Wiederverkauf jedoch eingeschränkt, behindert oder exklusiv gesteuert, drohen Probleme mit dem Gebrauchtwarenhandel oder dem Erschöpfungsgrundsatz im Markenrecht.


Fazit: Nachhaltigkeit und Kartellrecht sind vereinbar - wenn klar, freiwillig und transparent gehandelt wird. Gemeinsame Standards müssen offen zugänglich sein, Nachhaltigkeitsziele dürfen nicht zur Marktabschottung führen. Nur dann wird aus grünem Marketing auch rechtlich grüner Fortschritt.





Über Markus Nessler, MBA - Rechtsanwalt Markus Nessler, MBA, berät führende Unternehmen der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie bei der Entwicklung intelligenter Vertriebs- und Konditionssysteme. Mit seiner langjährigen Erfahrung hat er bereits über 70 Markenvertriebe – von der strategischen Konzeption bis zur erfolgreichen Implementierung und Durchsetzung (selektiver) Vertriebssysteme in Deutschland – begleitet.

Mehr Informationen unter: www.mnbr.de

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